Haltung


Katzen begleiten uns Menschen seit etwa 10.000 Jahren. So lange ist es her, dass sich die Wege der Hauskatzen von der ihrer wilden Schwester, der Falbkatze, getrennt haben. Forscher haben vor kurzem herausgefunden, dass diese 10.000 Jahre eigenständige Entwicklung erstaunlicherweise so gut wie keine Spuren in den Erbanlagen hinterlassen haben. Unsere Stubentiger unterscheiden sich also nicht wesentlich von ihren wilden Verwandten im vorderen Orient. Sie jagen, paaren sich und ziehen ihre Jungen ganz ähnlich auf, wie sie es schon immer getan haben. Mit dem einen Unterschied, dass unsere Samtpfoten gelernt haben, die Annehmlichkeiten unserer Nähe zu schätzen und zu nutzen.


Miyou  im Jagdfieber - auch wenn die Hühner des Nachbarn sicher hinter dem Zaun sind

 

Bis ich ans Züchten dachte, stellte sich mir nie die Frage, wie unsere Katzen mit uns lebten. Es war immer klar, dass wir unseren Kastraten die größtmögliche Freiheit boten und sie als Freigänger ihr ganzes (fast ganzes - Fortpflanzung gehörte nicht dazu) Verhaltensrepertoire ausleben durften. Deshalb war es mir auch immer wichtig, so zu wohnen, dass dies für unsere Katzen halbwegs gefahrlos möglich war. Ich konnte mir nie vorstellen, Katzen ausschließlich in der Wohnung zu halten. Als dann mit Ayk und Leeloo auch der Gedanke an Zucht einzog, gab es ein großes Problem - wie können wir unseren Katzen weiterhin gerecht werden und gleichzeitig die für Zucht notwendigen Bedingungen herstellen? Nicht kastrierte Zuchttiere kann man nicht einfach frei herumstreunen lassen. Mal abgesehen von unerwünschtem Nachwuchs wäre einfach die Gefahr durch Krankheiten oder Diebstahl zu hoch.


Wir genießen unseren Garten zusammen mit unseren Hunden, den Katzen und 8 Wellensittichen,
die in einer großen Voliere am Gartenhaus untergebracht sind.

Die für mich einzig mögliche Lösung war, einen Teil unseres sehr schönen, großen Gartens ausbruchsicher zu machen, so dass unsere Katzen wenigstens eingeschränkten Freigang genießen können. Wer sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt hat, wird wissen, dass es eine ziemlich knifflige Sache ist, eine Katze daran zu hindern, einen für Menschen gemachten Zaun zu überwinden. Sehr hilfreich waren für uns die Tipps einer Züchterin von Sibirischen Katzen. Mir war es vor allem wichtig, dass unser Garten nicht wie das Hochsicherheitsgefängnis von Stammheim aussieht, die Maßnahmen kostengünstig zu installieren sind und vor allem uns nicht an der Nutzung des Gartens hindern.

Wir haben uns für ein einfaches, aber robustes Weidezaungerät entschieden, das man auch für größere Tiere verwenden könnte und an die Steckdose angeschlossen wird. Es gibt im Sekundentakt einen kurzen Impuls ab, der recht schmerzhaft ist, aber keine bleibenden Schäden hinterlässt. Ayk hat am ersten Tag innerhalb von etwa einer Stunde vier Zaunstellen getestet und erst nach vier Stromstößen für diesen Tag unbeschadet aufgegeben.
Das Gerät kostete knapp 90 Euro, der Stromverbrauch liegt bei 6,4 Watt.



 

Wichtig an dem ganzen System ist, dass die Katze gut geerdet ist, wenn sie die stromführende Litze berührt. Sonst geht es ihr wie den Vögeln auf der Stromleitung, die gar nichts spüren. Unser Garten ist ein Stück weit mit einem Holzzaun abgetrennt ist und dieses Stück haben wir erst einmal mit verzinkten Armierungsmatten dicht gemacht. Sie sind leicht zu montieren, stabiler als Hasendraht und gewährleisten zudem eine gute Erdung der kletternden Katze. Etwas kompliziert ist die Sicherung am Gartentor, weil hier die Katzen gerne die Zaunpfosten nutzen, um das Hindernis zu überwinden. Mit den leicht zu montierenden Isolatoren hat das hier aber auch geklappt. Insgesamt benötigten wir etwa 50 Stück (Preis ca. 10 Euro).



 


Ein weiterer Vorteil des Zaunes: Unsere Gemüsebeete sind vor den Katzen sicher.

 

Am PVC-ummantelten Maschendrahtzaun (Höhe 1,5 m), durch den die kletternde Katze elektrisch isoliert ist, wurde die Erdung durch eine zweite Litze gewährleistet, die unter der stromführenden angebracht ist. Auf dem Bild links sieht man auch, dass wir die Isolatoren mit Kabelbindern befestigt haben. Dadurch mussten wir den Zaunpfahl nicht anbohren und die Isolatoren waren schnell montiert und erstaunlich gut befestigt. Bei einem Teil des Zaunes reichte eine einzige Litze, weil der Draht nicht mit PVC ummantelt ist und die Erdung über den Zaun gegeben ist.



 

Litzen gibt es in sehr vielen verschiedenen Ausführungen und da lohnt es meiner Meinung nach nicht zu sparen.Die hochwertigen und nur etwas teuereren (26 Euro/400 m) leiten den Strom wesentlich verlustfreier, so dass auch bei großen Grundstücken am Ende noch eine ausreichende Leistung vorhanden ist. Schwieriger war wieder der Sichtschutzzaun abzusichern, weil trockenes Holz ein sehr schlechter Leiter ist und unsere Katzen gerne dran hoch klettern. Auf dem Bild rechts sieht man, dass die Erdungslitze des Sichtschutzzaunes direkt am metallenen Maschendrahtzaun befestigt wurde.

Fast 2000 Quadratmeter unseres Gartens sind also nun mit einem Elektrozaun gesichert.

 

 

 

Das hört sich jetzt recht einfach an, wird aber der Tatsache nicht wirklich gerecht, dass es viele Möglichkeiten für eine Katze gibt, ihre körperlichen Vorzüge dafür zu nutzen, ein erstaunlich kleines, für uns kaum sichtbares Schlupfloch zu finden oder die Bäume als Absprungrampe zu nutzen. Ayk war unser unermüdlicher und nur schwer abzuschreckender Testkater, der jede Schwachstelle recht schnell fand. Der Holzzaun musste zusätzlich an einer Stelle mit einer PVC-Wellplatte gesichert werden, weil Leeloo sonst auf die daneben stehenden, etwa 1,45 m hohen Regentonnen sprang und von dort mit einem etwa 3 m weiten Sprung den Zaun, ohne ihn zu berühren, überwand.

 

Anfangs hatte wir das Gartentor des Sichtschutzes am oberen Rand mit einem glatten PVC-Rohre geschützt, allerdings gelang es uns dadurch nicht sicher, die Katzen am Überklettern zu hindern. Deshalb haben wir das Tor nun mit einer dünnen Armierungsmatte versehen, die bis oben zum Querbalken reicht.

Unser Resumee: Wie auf anderen Websites berichtet, sollte kein Spalt breiter als 4-4,5 cm sein. Anders als bei Hunden wird freundlicherweise ein Zaun nicht untergraben und angebrachte Hindernisse wurden zumindest bei uns nicht bearbeitet. Allerdings entdeckten die Katzen sehr sicher jedes Schlupfloch, durch das die Ingel unter dem Zaun durchschlüpften - und die sind erstaunlich kräftig, wenn es darum geht, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen.

 

Frei überspringen unsere Katzen keine 80 cm in der Höhe, sind aber wahre Kletterkünstler, wenn es darum geht jegliche Art von Zaun zu erklimmen. Gibt es eine brauchbare Aufstieghilfe, so sind 3-5 m schräg nach unten bei freier Falllinie kein Problem für eine Katze. Auch sehr dichter, stacheliger Bewuchs ist für eine Katze kein wirkliches Hindernis.

 


Es wäre zu schade gewesen, wenn unsere Katzen diesen herrlichen Garten
nicht hätten nutzen können.
 

Damit unsere Katzen selbst entscheiden können, wann sie raus oder rein gehen wollen, haben wir an einem Kellerfenster und der Tür zum Keller Katzenklappen mit Magnetverschluss angebracht. Es dauerte erstaunlich lange, bis alle Katzen herausgefunden hatten, wie man durch das Fenster raus oder rein kommt. Vielleicht war es ihnen aber auch lieber, von ihren menschlichen Bediensteten rein und raus gelassen zu werden.

Nachtrag: Obwohl unsere Katzen inzwischen nicht mehr versuchen, den Freilauf zu verlassen, bin ich skeptisch, ob sie das nicht doch könnten, wenn es ihnen sehr wichtig wäre. Ich nehme an, eine rollige Katze würde wohl auch einen Stromschlag in Kauf nehmen, wenn sie unbedingt zum Nachbarskater gelangen will. Deshalb bleiben bei uns Katzen während der Rolligkeit im Katzenzimmer.

Update Juli 2012:

Bis jetzt hat sich unser Elektrozaun bewährt. Nachwievor würde ich rollige Katzen nachts nicht unbeaufsichtigt in den Garten lassen, aber das muss auch nicht sein. Es hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Spannung am entferntesten Punkt des Weidezauns hin und wieder zu prüfen und bei zu niedriger Spannung die Ursache zu beheben.

Bei uns sind es vor allem die jungen Kater, die jeweils auf neue Ideen kommen, wie sie auf die andere Seite kommen. Ghandi ist sehr geschickt im Klettern und entdeckte die Baumvariante - d.h. er fand einen Baum, dessen Äste in etwa 4 m Höhe so weit nach außen ragten, dass man von dort auf die andere Seite nach unten springen konnte. Die Bäume gibt es nun nicht mehr, weil sie nicht so abzusichern waren, dass eine Katze nicht über benachbarte Bäume hätte aufsteigen können.

Unsere großen Fichten, die am südlichen Ende des Grundstückes ebenfalls nahe am Zaun stehen, wurden im unteren Stammbereich entastet und mit einem Schutz versehen, der verhindert, dass Katzen am Stamm hochklettern können. In Baumärkten kann man flexible, aber feste PET-Folien kaufen, durch die eine Katze keinen Halt am Stamm findet. Der obere Rand endet etwa in 1,8 - 2 m Höhe.

Ein weiterer Vorteil dieses Baumschutzes besteht darin, dass jetzt die Vögel sicher in den Fichten nisten können. Die Ringeltauben nisten zwar in Höhen, die meine Katzen bisher nicht erklimmt haben, aber jetzt haben sie auf jeden Fall ihre Ruhe.

 

 

 

Da Nidi es geschafft hatte, die oben gezeigte PVC-Wellplatte zu bezwingen, wurde auch hier eine Baustahlmatte montiert, die oben mit einer stromführenden Litze versehen ist. Damit er auch nicht die Gartentür daneben überspringt (das hatte bisher kein Kater versucht), wurde der obere Rand durch ein frei rotierendes, weißes Kunststoffrohr gesichert. Sollte Nidi versuchen, dort drauf zu springen, dreht sich das Rohr und Nidi fällt wieder runter, weil er keinen Halt an dem Rohr findet.

Diese Konstruktion funktioniert aber nur dann, wenn die Katze nicht von oben auf das Rohr springen kann.

Ich bin gespannt, auf welche Einfälle unsere Kater noch kommen werden, um ihr Revier zu erweitern. Bis jetzt entwickeln die Mädels wenig Energien, unser Grundstück zu verlassen.